Samstag, 5. Mai 2012

Ein Ersatz für den Euro

Auf der italienischen Insel Sardinien ist eine Barter-Währung aufgetaucht, mit der die Einheimischen untereinander für verschiedenste Waren und Dienstleistungen zahlen. Es handelt sich nicht um den ersten Fall des Auftauchens eigener regionaler Währungen. Die Experten sagen, früher habe das von der Sehnsucht der Bürger nach ihrer eigenen Währung gezeugt, nun aber zeuge es vom mangelnden Vertrauen in den Euro.
Die ersten Barter-Währungen waren in Europa bald nach der Einführung des Euro in den Bargeldverkehr aufgetaucht. Alles hatte in Deutschland begonnen, und jetzt sind in dessen südlichen Regionen etwa 20 lokale Währungen im Umlauf. Diese Idee griffen dann auch die Schweiz und nun auch Italien auf. Die russische Finanzanalytikerin Natalia Smirnowa, Generaldirektorin des Consulting-Unternehmens „Personal’nyj sowetnik“, kommentiert das so:

„Die Leute schätzen die Lage so ein, dass mit dem Euro nicht alles in Ordnung sei, umso mehr in der Euro-Zone. Sie wollen sich absichern und führen gewisse lokale Währungen ein. Interessant ist, dass das in Ländern mit mehr oder weniger stabiler Wirtschaft geschieht. Insbesondere in Deutschland. Man will das fixieren, was jetzt ist, damit es von nichts beeinflusst wird.
Es besteht die Gefahr, dass sich in einer solchen Situation ein Teil des Geldstromes außerhalb des allgemeinen Finanzsystems erweisen kann. Andererseits ist das nicht die einzige Alternative zu den offiziellen Währungen“, sagt Natalia Smirnowa. „Denn es gibt Varianten, wo in Banken Programmwährungen eingeführt werden, wo man nicht mit Geld, sondern mit Bonus-Punkten bezahlt. Derartige Programme könnte man ebenso als alternatives Geld bezeichnen. Das heißt, die Barter-Währung – das sind gewisse Punkte, die auf einem bestimmten Territorium gelten. Die Leute bezahlen damit, um sich teilweise vor den negativen Seiten des Euro zu schützen. Vorerst ist das nur ortsweise und stellt keine besondere Bedrohung dar“, meint die Expertin Natalia Smirnowa.
Allein das Auftauchen von Barter-Währungen, solange es keine massenhafte Erscheinung ge worden sei, würde die Weltwirtschaft weniger bedrohen als andere mögliche monetäre Initiativen der europäischen Länder, erklärte Stanislaw Sawinow, Analytiker des Investment-Unternehmens „Ursa Kapital“.

„Sie bedienen nur den Bargeldumlauf, und der beträgt in manchen Ländern 5 %, in anderen 10 %. Das heißt, es handelt sich um einen unwesentlichen Teil des allgemeinen Geldumlaufs. Sie stellen auch deshalb keine Bedrohung dar, weil all diese Währungen an den offiziellen Kurs der im Umlauf befindlichen Währungen gebunden sind und wohl kaum verdrängt werden. Viel schlimmer sind die Gerüchte, dass Deutschland mehrere Waggons mit Deutscher Mark bereitstehen habe, denn sollte ganz Deutschland zu dieser Währung zurückkehren, so würde das ein ernsthafter Schlag für das Weltwährungssystem sein.“
Dem sei hinzugefügt, dass die Unzufriedenheit mit dem Euro in anderen Ländern viel schärfer zum Ausdruck kommt. Zum Beispiel rief der Präsident Estlands Toomas Hendrik Ilves bereits dazu auf, sich auf einen möglichen Zerfall der Euro-Zone vorzubereiten.   Quelle: Stimme Russlands