Ein Ersatz für den Euro
Auf der italienischen Insel
Sardinien ist eine Barter-Währung aufgetaucht, mit der die Einheimischen
untereinander für verschiedenste Waren und Dienstleistungen zahlen. Es
handelt sich nicht um den ersten Fall des Auftauchens eigener regionaler
Währungen. Die Experten sagen, früher habe das von der Sehnsucht der
Bürger nach ihrer eigenen Währung gezeugt, nun aber zeuge es vom
mangelnden Vertrauen in den Euro.
Die ersten
Barter-Währungen waren in Europa bald nach der Einführung des Euro in
den Bargeldverkehr aufgetaucht. Alles hatte in Deutschland begonnen, und
jetzt sind in dessen südlichen Regionen etwa 20 lokale Währungen im
Umlauf. Diese Idee griffen dann auch die Schweiz und nun auch Italien
auf. Die russische Finanzanalytikerin Natalia Smirnowa,
Generaldirektorin des Consulting-Unternehmens „Personal’nyj sowetnik“,
kommentiert das so:
„Die Leute
schätzen die Lage so ein, dass mit dem Euro nicht alles in Ordnung sei,
umso mehr in der Euro-Zone. Sie wollen sich absichern und führen gewisse
lokale Währungen ein. Interessant ist, dass das in Ländern mit mehr
oder weniger stabiler Wirtschaft geschieht. Insbesondere in Deutschland.
Man will das fixieren, was jetzt ist, damit es von nichts beeinflusst
wird.
Es besteht die Gefahr, dass sich in einer
solchen Situation ein Teil des Geldstromes außerhalb des allgemeinen
Finanzsystems erweisen kann. Andererseits ist das nicht die einzige
Alternative zu den offiziellen Währungen“, sagt Natalia Smirnowa. „Denn
es gibt Varianten, wo in Banken Programmwährungen eingeführt werden, wo
man nicht mit Geld, sondern mit Bonus-Punkten bezahlt. Derartige
Programme könnte man ebenso als alternatives Geld bezeichnen. Das heißt,
die Barter-Währung – das sind gewisse Punkte, die auf einem bestimmten
Territorium gelten. Die Leute bezahlen damit, um sich teilweise vor den
negativen Seiten des Euro zu schützen. Vorerst ist das nur ortsweise und
stellt keine besondere Bedrohung dar“, meint die Expertin Natalia
Smirnowa.
Allein das Auftauchen von Barter-Währungen,
solange es keine massenhafte Erscheinung ge worden sei, würde die
Weltwirtschaft weniger bedrohen als andere mögliche monetäre Initiativen
der europäischen Länder, erklärte Stanislaw Sawinow, Analytiker des
Investment-Unternehmens „Ursa Kapital“.
„Sie
bedienen nur den Bargeldumlauf, und der beträgt in manchen Ländern 5 %,
in anderen 10 %. Das heißt, es handelt sich um einen unwesentlichen
Teil des allgemeinen Geldumlaufs. Sie stellen auch deshalb keine
Bedrohung dar, weil all diese Währungen an den offiziellen Kurs der im
Umlauf befindlichen Währungen gebunden sind und wohl kaum verdrängt
werden. Viel schlimmer sind die Gerüchte, dass Deutschland mehrere
Waggons mit Deutscher Mark bereitstehen habe, denn sollte ganz
Deutschland zu dieser Währung zurückkehren, so würde das ein ernsthafter
Schlag für das Weltwährungssystem sein.“
Dem sei
hinzugefügt, dass die Unzufriedenheit mit dem Euro in anderen Ländern
viel schärfer zum Ausdruck kommt. Zum Beispiel rief der Präsident
Estlands Toomas Hendrik Ilves bereits dazu auf, sich auf einen möglichen
Zerfall der Euro-Zone vorzubereiten. Quelle: Stimme Russlands