Freitag, 15. August 2014

Matrix: Einmal raustreten und nie wieder zurück

 Wenn Scheinheiligkeit und Doppelmoral über sich hinauswachsen 

In was für eine Welt sind wir nur hinein geraten? Wahrscheinlich hätte niemand, der die 80er Jahre bewußt mitbekommen hat, erwartet, dass unser Leben sich einmal so ändern wird. Es tut schon fast weh, das ansehen zu müssen.
Rote Pille oder blaue Pille? Wer einmal rausgetreten ist aus der „Matrix“, wird mit Schrecken feststellen, dass er nie wieder zurück kann, und das alles schon so weit fortgeschritten ist, es fast undenkbar scheint, es aufzuhalten. Wer aber noch in der „Matrix“ lebt, wird sich zwar wundern, aber nicht bemerken, wie gesteuert das Szenario abläuft.
Was hier passiert, ist an Scheinheiligkeit und Doppelmoral kaum noch zu überbieten. Schon die Umdeutung der Sprache, wie sie bei uns stattfindet und von den Menschen nicht mal bemerkt wird, ist ein wichtiger Aspekt im ganzen Geschehen. Was ist es für eine Scheinheiligkeit, einen Krieg zu einer humanitären Intervention werden zu lassen? Wie kann es sein, dass wir zivile Opfer eines Krieges Kollateralschaden nennen? Wie kann es sein, dass man das, was in Gaza passiert, Verteidigung nennt?
Wenn wir die Dinge nicht beim Namen nennen, werden die Menschen die Wirklichkeit nicht einschätzen können. Wieviele Bürger in Deutschland können diese Wörter wie humanitäre Intervention oder Kollateralschaden nicht deuten? Ständig wird darüber geredet, wie „bildungsfern“ (auch so ein Wort) die Menschen bei uns schon sind. Denken wir wirklich, sie können mit ihrer Bildungsferne das Dickicht der Manipulation verstehen? Die Mechanismen, die dahinter stecken?
Aus Krieg wird humanitäre Intervention, aus Verlust wird Gewinnwarnung, aus Korruption wird Lobby, aus getöteten Frauen und Kindern wird Kolletaralschaden, aus Angriff wird Verteidigung. Die Liste ginge weiter.
Wenn es das Wort Revolution nicht mehr gibt in unserem Sprachgebrauch, dann wird es auch keine Revolution geben. Sprache ist soviel mehr als schlicht die Art, wie wir uns verständigen. Die deutsche Sprache ist so wunderbar geeignet, Sachverhalte genau auszudrücken. Die Regierung macht sich das Phänomen Sprache unbarmherzig zu Nutze, zu unser aller Nachteil.
Wir müssen den Vorhang runterreißen und die Mechanismen, die sie benutzen, sichtbar machen. Wir müssen unsere Sprache wieder bereinigen und anfangen, Dinge beim Namen zu nennen, auch wenn es weh tut. Wir können nicht weitermachen wie bisher, denn das wäre unser aller Verderben. Und weil wir verlernt haben, Dinge zu Ende zu denken, sind wir nicht in der Lage, einzuschätzen, wie unsere Gesellschaft in 20 Jahren aussieht, wenn alles so weiter geht, und da müssen wir uns doch fragen, ist so eine Gesellschaft wünschenswert?
Keine Nation kann überleben, wenn sie sich selbst, ihre Sprache, ihre Traditionen und Werte aufgibt, nur weil irgendwelche Menschen das gern möchten. Die Bevölkerung muss heraustreten und den Schleier hinwegfegen, der über ihr hängt. Irgendwann in den 90er Jahren hat es angefangen und sich bis jetzt gesteigert. Bislang konnte Deutschland mit dem Fernseher und der Bild-Zeitung regiert werden, das muss jetzt vorbei sein. Ein Umdenken und das dazugehörige Handeln wird Jahre bis Jahrzehnte in Anspruch nehmen. Die Zeit wird knapp.
Es ist, als würde eine große Herde Büffel ohne es zu wissen, auf einen Abrund zulaufen, und die ersten fünfzig Büffel werden es kurz vorher gewahr. Die können die Welle nicht mehr aufhalten. Sie ist nicht mehr aufzuhalten. Selbst wenn die nächsten 500 Büffel es noch rechtzeitig verstehen und versuchen zu stoppen, werden die anderen Millionen Büffel nicht mehr halten können und alle mit in den Abgrund ziehen.
Von daher wäre es total schön, wenn jetzt der Rest der Bevölkerung aufwacht und anfängt, über seinen eigenen Tellerrand zu schauen. Wenn man bemerkt, dass neben den großen Problemen die eigenen winzig klein und auch noch das Resultat der großen Probleme sind, geht es einem sofort wieder besser. Ganz logisch wäre es, das große Problem vorrangig zu lösen, da die kleinen dann eines nach dem anderen von allein verschwinden. Das ist doch eigentlich ganz einfach?!
Ihre
Claudia Petersen