Donnerstag, 19. September 2013

Siebenjährige Studie belegt: Hartz IV ist sinnlos 

Sieben Jahre haben Klaus Dörre, Karin Scherschel, Melanie Booth, Tine Haubner, Kai Marquardsen und Karen Schierhorn die sozialen Folgen aktivierender Arbeitsmarktpolitik untersucht. In einem Kurzvortrag erläutert Prof. Dr. Klaus Dörre die Ergebnisse der Studie um und in der anschließenden Diskussion, an der auch Inge Hannemann teilnimmt, diese zu diskutieren.

In ihrer Studie, "Bewährungsproben für die Unterschicht?", kommen sie zu eindeutigen Ergebnissen.

Die Soziologen sehen den Aktivierungsanspruch der "aktivierenden Arbeitsmarktpolitik" als gescheitert an. Selbstständige arbeiten selbst und ständig, sagt der Volksmund. Soziologen der Universität Jena rechnen viele Selbstständige deshalb der Gruppe der Um-Jeden-Preis-Arbeiter zu. "Der Schritt in die Selbstständigkeit ist für viele Menschen die letzte Chance, drohender Erwerbslosigkeit zu entgehen", sagt Prof. Dr. Klaus Dörre von der Universität Jena. Als Leiter einer sechsköpfigen Arbeitsgruppe hat der Arbeitssoziologe die sozialen Folgen der aktivierenden Arbeitsmarktpolitik untersucht. Die Ergebnisse dieser Studie sind jüngst erschienen.


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Die existenzsichernde Erwerbsarbeit bleibt der Gradmesser

Parallel zu diesem Paradigmenwechsel habe sich der Arbeitsmarkt verändert, nicht zuletzt im Zuge der Globalisierung. Der Befund der Jenaer Soziologen: Das Beschäftigungssystem hat sich von einer fordistischen Vollbeschäftigungs- zu einer prekären Vollerwerbsgesellschaft gewandelt. Die Um-Jeden-Preis-Arbeiter sind dabei nur eine Gruppe unter mehreren. Es gibt noch den Typus der Als-Ob-Arbeiter. Im Extremfall handelt es sich um Menschen, die morgens mit den anderen das Haus verlassen, um den Anschein einer geregelten Tätigkeit zu erwecken. "Das können auch Ein-Euro-Jobber sein oder Leute, die ehrenamtlich in einem Verein beschäftigt sind", sagt Klaus Dörre. Diese Tätigkeiten werden ausgeführt als handle es sich um eine reguläre Beschäftigung.

Insgesamt fällen die Jenaer Soziologen ein klares Urteil über die Hartz-Reformen: "Derentscheidende Punkt ist, dass die aktivierende Arbeitsmarktpolitik nichts aktiviert." Die Menschen würden sich im Laufe ihres Lebens ihre Erwerbsorientierung aneignen, diese sei relativ stabil und könne nicht einfach umgeformt werden. Deshalb sei auch der mit den Hartz-Gesetzen einhergehende Kontrollapparat teuer und letztlich sinnlos. 

So in einer Mitteilung. Mit den Hartz-Reformen hat Schröder sein Ziel erreicht, den größten Niedriglohnsektor in Europa zu schaffen. Mit verherenden Folgen für die Gesellschaft und für die freiheitlich demokratische Grundordnung.