Samstag, 19. Oktober 2013

Italien wappnet sich für Massenprotest gegen Sparpolitik

Der für heute geplante Massenprotest gegen die Sparpolitik in Italien warft seine Schatten voraus: Schon am Freitag nahmen im Zentrum der Hauptstadt tausende Demonstranten an einem Protestmarsch teil, während Beschäftige in mehreren Großstädten die Arbeit niederlegten. Am Flughafen Rom-Fiumicino fielen 143 Flüge wegen eines Streiks der Mitarbeiter der Bodendienste aus. Die Polizei nahm mutmaßliche Unruhestifter fest und beschlagnahmte verdächtige Gegenstände. Vor dem Großmarsch durch Rom, der heute von mehr als 3000 Polizisten begleitet werden soll, stieg die Sorge vor Ausschreitungen. Es wurde damit gerechnet, dass viele Geschäfte ihre Rollläden geschlossen halten würden, um Sachbeschädigungen vorzubeugen. Berichten zufolge planen einige Demonstranten die Besetzung von Hotels und anderen Gebäuden aus Protest gegen fehlende Unterkünfte für arme Familien, die besonders stark von der seit zwei Jahren anhaltenden Rezession betroffen sind – der längsten in Italiens Nachkriegsgeschichte. Die italienische Polizei nahm Medienberichten zufolge fünf Franzosen fest, die umgehend aus dem Lande ausgewiesen wurden. Bei ihnen handelte es sich demnach um “pro-fessionelle Anarchisten”, die die Proteste bewusst stören und für ihre Zwecke nutzen wollten. Außerdem zogen Polizisten einen Kleintransporter aus dem Verkehr, in dem verdächtige Gegenstände wie Hämmer, Knüppel und Feuerlöscher gefunden wurden. Streiks gab es am Freitag außer am Flughafen von Rom auch bei der Bahn in Mailand sowie im Nahverkehr in Rom, Palermo und Neapel. An den Aktionen beteiligten sich auch Feuerwehrleute, Stahlarbeiter, Angestellte und Studenten. “Wir geben unser Geld den Bankern!”, beklagte der Chef der kommunistischen Partei Rifondazione Communista, Paolo Ferrero, bei einer Kundgebung des Gewerkschaftsverbandes USB in Rom. “Wir ähneln einem Auto, das einen Abhang hinunterfährt!” Derzeit wird im italienischen Parlament über einen Haushaltsentwurf für 2014 debattiert, der weitere Sparmaßnahmen vorsieht. Nach ähnlichen Einschnitten in den vergangenen Jahren war die ohnehin schon hohe Arbeitslosenquote noch weiter angestiegen.